Maja, Studentin der Europäischen Medienwissenschaften
„Zwischen Meer, Bergen und Zimtschnecken. Schon mal über ein Auslandssemester in Bergen nachgedacht?“
Hei, ich bin Maja und ich studiere im 5. Semester Europäische Medienwissenschaften im 1-Fach-Bachelor an der Universität Potsdam und an der Fachhochschule Potsdam. Ja, genau – ein Studium an zwei Hochschulen. Der Vorteil: Das Kooperationsstudium an der Uni und der Fachhochschule Potsdam bietet mir einen Ausgleich zwischen wissenschaftlich-philosophischen Themen und dem kreativen Gestaltungspart. Einfach toll, weil ich mir vorstellen kann, mal im Bereich Design und Gestaltung bei einem Buchverlag tätig zu werden. Doch, wer weiß das heute schon;-) Die Berufsperspektiven mit einem Studium sind unendlich. Vor allem mit einem Studium im Land Brandenburg, aber Moment mal: Aktuell bin ich nicht in Potsdam, sondern im Auslandssemester in Bergen, also in Norwegen. Kennste?
„Zwischen Meer, Bergen und Zimtschnecken. Schon mal über ein Auslandssemester in Bergen nachgedacht?“
Bergen ist die zweitgrößte Stadt in Norwegen, das Tor zu den Norwegischen Fjorden und mit durchschnittlichen 19,2 Tagen Regen im Monat leider auch die regenreichste Stadt Europas. Die UNESCO-Welterbestadt ist ein wunderschöner Ort, um Uni-Luft im Ausland zu schnuppern. Davon konnte mich auch der Regen nicht abbringen, dem die Bergenser, so nennen sich die Einwohner:innen von Bergen, mit einem ganz charmanten Brauch trotzen: Findet man einen herrenlosen Regenschirm – und davon gibt es viele in Bergen, glaub mir – so ist es gang und gebe diesen einfach mitzunehmen;-) Dazu passend angezogen, lässt sich keiner die Laune in Bergen verhageln oder verregnen!
Doch lass mich gleich die wichtigste aller Fragen beantworten:
Dass ich ein Auslandsemester machen möchte, stand für mich schon zu Beginn meines Studiums fest. Es war für mich nicht schwer zu entscheiden, dass ich mein fünftes Semester im Ausland verbringen werde und noch leichter wurde es durch die Möglichkeiten, welche das Programm Erasmus+ anbietet.
Erasmus+ ist ein Programm für Bildung, Jugend und Sport, gefördert durch die Europäische Union. Über dieses Programm erhalten Studierende direkt über die Hochschule Stipendien für ein Auslandsstudium oder -praktikum von maximal 12 Monaten. Besonders wichtig: Das Stipendium übernimmt deine Studiengebühren im Ausland und du bekommst einen monatlichen Zuschuss. Dieser ist bei jedem Zielland unterschiedlich. Norwegen fällt in die Klasse eins, weswegen ich eine Unterstützung von 450 Euro im Monat erhalten habe. Zusätzlich dazu konnte ich mich für Social Top-Ups bewerben. Social Top-Ups sind finanzielle Zuschüsse für zum u.a. Erstakademiker:innen, erwerbstätige Studierende, Studierende mit Kind und Studierende mit Beeinträchtigung. Als Erstakademikerin mit einem nicht-akademischen Elternhaus standen mir so noch einmal 250 Euro zusätzlich im Monat zu.
By the way: Ursprünglich wäre meine Wahl England gewesen. Da dies aufgrund des Brexits nicht mehr möglich war, wählte ich zwischen Dublin (Irland) und Bergen (Norwegen). Skandinavien und seine Natur hatten mich jedoch immer gereizt, weshalb die Entscheidung schnell auf Norwegen fiel. Wäre dir bei diesem Anblick bestimmt auch so gegangen, oder?
Ich kümmerte mich schon ab dem 3. Semester um die Bewerbung für die Aufnahme am Programm. Hauptansprechpartner war hier das International Office der Universität Potsdam, welches auch jährlich Infoveranstaltungen zum Thema Auslandssemester anbietet. Bis Ende Januar 2022 sollte diese inklusive Angaben zum gewünschten Studiengang und der Dauer des Aufenthaltes sowie Motivationsschreiben, Sprachnachweis und Transcript of Records (Nachweis zu in Deutschland erbrachten Leistungen) für das gewünschte Gastland eingereicht werden. Schon Ende Februar bekam ich die Bestätigung, dass ich für das Erasmus-Programm angenommen wurde. Nun ging es daran sich für die Universität in Bergen (UIB) zu bewerben. Das dauerte etwas länger, also besser für die Bewerbungsphase ausreichend Zeit einplanen, denn erst Anfang Juni wurde ich von der Universität Bergen an der Fakultät für Sozialwissenschaften angenommen. Yes!
Als nächstes stand das Auswählen der Kurse an. Kleiner Tipp: Generell suchst du dir deine Kurse an der Partnerhochschule selbst aus. Eine Übersicht zu möglichen Kursen fand ich auf der Seite der UIB. Da ich Europäische Medienwissenschaft studiere, habe ich mir zuvor passende Kurse rausgesucht und mit meinem Austauschkoordinator abgeklärt, welche Kurse ich mir in Deutschland anrechnen lassen könnte. Erasmus-Partnerhochschulen und Koordinator:innen findest du auf der Website deines Studiengangs, bei mir war es hier. Dementsprechend habe ich die Auswahl der Kurse über studentweb, dem Studierendenportal der UIB, getroffen. Um trotzdem auf Nummer sicher zu gehen, habe ich erstmal mehrere Kurse angewählt. Auch hier Achtung: Für die Sprachkurse gibt es eine andere Deadline als für die normalen Kurse. Nach der ersten Woche an der Uni, habe ich mich schließlich für folgende Kurse entschieden:
Du fragst dich, ob ein Studium an einer Auslandshochschule anders ist als Zuhause? Dazu nur so viel: Im Allgemeinen verlaufen die Kurse etwas entspannter, trotz ihrer im Vergleich zu Deutschland höheren ETCs. In Deutschland erhalte ich für meine Kurse nur zwei bis vier ETCs. Dennoch forderten die UIB-Kurse einiges mehr an Lesearbeit und kleineren Assignments (= Lehrveranstaltungsbegleitende schriftliche Ausarbeitungen von bis zu 500 Wörtern).
Auch die Prüfungswochen hatten es in sich. So galt es zum Beispiel innerhalb von drei Tagen und fünf Stunden einen 4000-Wörter-Essay zu schreiben. Ihr könnt euch wahrscheinlich vorstellen, dass ich drei Tage von früh bis abends in der Bib (Bibliothek) verbracht habe. Belohnt habe ich mich danach mit einer Zimtschnecke aus der Galleriet in Bergen. Meiner Meinung nach sind das die besten Zimtschnecken in ganz Bergen und noch ein guter Grund mehr hier zu studieren;-)
Ja, pro Kurs gibt es ein Examen, für mich waren es zwei. Diese liefen wiederum entspannter. Aufgabe war es, einen Exhibition Review und einen Essay zu schreiben. Für beide hatte ich mehr als einen Monat Zeit. Am 2. Dezember gab ich bereits mein letztes Examen ab. Ach übrigens: Das Semester geht in Norwegen von Mitte August bis zum 20. Dezember und ich kann dir sagen, die Zeit vergeht schneller als gedacht. Heißt aber auch, dass mein Auslandssemester nun leider fast vorüber ist. Aktuell schreibe ich meinen Erasmus-Abschlussbericht, aus welchem du gerade Auszüge liest. Insgesamt war das Studium stressfreier als in Deutschland und ich hatte genug Zeit für Ausflüge und Entdeckungen über den Campus hinaus. Mein persönlicher Tipp für die Prüfungswoche – nur falls du dich für Bergen entscheidest: Die Bibliothek in Kronstad an der Hogskulen pa Vestlandet ( = an der Hochschule Westnorwegen). Eine sehr schöne Bib, die für jede:n zugangsberechtigt ist.
Besonders spannend während eines Auslandsaufenthaltes sind ja bekanntlich die Leute und die Destination selbst. Die Möglichkeit neue Leute kennenzulernen hast du eigentlich überall. So zum Beispiel bei der Welcome Week, in deiner Unterkunft oder in der Uni. Schon mit Ankunft in Norwegen habe ich eine neue Freundin gefunden, die exakt die gleichen Kurse belegte wie ich. Gemeinsam mit ihr bezog ich das Studentenwohnheim in Fantoft. Hier wohnen viele international Studierende. Nur zur Info: Von der Uni bekommst du zu Beginn eine Wohngarantie, wenn du dich fristgerecht dort bewirbst. Infos dazu bekommst du generell von deiner Partnerhochschule nach Annahme per E-Mail zugesendet.
Viele, die wie ich nur ein Semester in Bergen verbringen, landen entweder in einer 2er oder 16er Wohngemeinschaft (WG), wo du dir das Zimmer mit einer weiteren Person teilst. Ich hatte mich damals für beides beworben. Letztendlich bin ich in einer 16er WG gelandet und würde diese immer wieder einer WG mit einem Einzelzimmer vorziehen. Leute kennenzulernen ist somit easy, sei es auf dem gemeinsamen Koch-, Film- oder Spieleabend. Monatlich bezahle ich 335 Euro für die Miete (inkl. Kaution im Voraus von ca. 500 Euro), was vergleichbar mit meiner Miete für mein Einzelzimmer im Studentenwohnheim in Potsdam ist.
Während meines Auslandssemesters habe ich Freunde fürs Leben gefunden. Wir haben echt viel zusammen unternommen, kurz: Wir sind viel gereist. In der Freizeit zu wandern ist hier in Bergen ein Muss und es kann sehr vielfältig sein! Vom Wandern bei totaler Hitze, Baden im Fjord bis zu Wanderungen bei eisiger Kälte und im Regen. Zu einer meiner Lieblingserinnerungen gehört das Wandern zum Rundemanen in der Nacht – natürlich um Nordlichter zu sehen. Und, guess what! Wir haben sie gesehen! Es war wahnsinnig kalt, hat sich aber definitiv gelohnt. Der Rundemanen gehört zu den sieben Bergen rund um die Stadt, welche mindestens einmal während des Semesters bestiegen werden sollten.
Da ich meine Prüfungen schon am 02. Dezember alle abgelegt hatte, konnte ich die Zeit fürs Reisen nutzen. Noch geplant ist ein Interrail Trip mit einer Freundin über Oslo, Stockholm und Kopenhagen und ein Trip nach Tromsø.
Traumhaft schön und was ich dir absolut empfehlen kann sind:
Klar, das Wetter war auch mal so schlecht, sodass man nicht wandern gehen konnte. Dafür ging es dann eben ins Gym (ca. 23 Euro pro Monat), welches sich direkt beim Studentenwohnheim befindet. Das Angebot dort hat mich deutlich überrascht. Neben dem Gym sind die Nutzung der Schwimmhalle und die Anmeldung zu Sportkursen inkludiert. Von Aerobic bis Zumba wird alles angeboten. Tipp: Schließe dich mit einer befreundeten Person zusammen und probiere eine neue Sportart aus. Ich habe hier tatsächlich das Cycling und Yoga für mich entdeckt. Apropos Sport: Bergen hat ein eigenes Hockeyteam, welches wir bei den Spielen tatkräftig angefeuert haben.
Finanzielle Unterstützung bekommst du, wie bereits oben erwähnt, vom Erasmus-Stipendium durch einen fixen Betrag und Zuschüsse, die sogenannten Social Top-Ups. Zudem kann für grünes Reisen ein Betrag von 50 Euro zurückerstattet werden. Nicht selten besteht auch die Möglichkeit Auslands-BAföG zu beziehen oder Geld von einem weiteren Stipendium. Lass dich dazu von den Expert:innen im International Office gut beraten. Ich hatte neben dem Erasmus-Geld das Glück noch das Kindergeld meiner Eltern zu bekommen. Zudem hatte ich die Möglichkeit meinen Nebenjob während des Auslandsemesters fortzuführen und durfte aus dem Home-Office aus Bergen weiterarbeiten.
Und nun zum Essen. Die Lebensmittel in Norwegen sind deutlich teurer als Deutschland. Hier kostet die tägliche Verpflegung schon gefühlt ein kleines Vermögen. Circa 200 Euro solltest du für Lebensmittel im Monat einplanen. Schnell entdeckt man preiswertere Alternativen. Oft habe ich zum Beispiel „älteres“ Obst und Gemüse reduziert kaufen können. Der absolute Renner waren Wraps. Dafür findest du in den Supermärkten REMA und KIWI, welche in Bergen zu den preiswertesten Anbietern zählen, immer was!
Um sich in Bergen fortzubewegen, reicht ein Semesterticket (ca. 37 Euro monatlich) für die „Bybahnen“ aus. Damit konnte ich sowohl Bus, Bahn als auch Boot fahren.
Livestreams und ein Feed, der vor lauter News rund um ein Studium im Land Brandenburg fast aus allen Nähten platzt – @studiereninbrandenburg. Von Studierenden für dich!
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