Welche „Umwege“ hast du in deine jetzige berufliche Situation genommen? Waren das überhaupt „Umwege“ oder ein direkter Weg?
Mein kompletter Bildungsweg ist ein Umweg. Ich habe zunächst die Hauptschule besucht und auf dem zweiten Bildungsweg das Abitur gemacht. Zwischen Hochschulreife und ersten Semester lagen vier Jahre. Auch wenn non-lineare Lebensläufe in machen Personalabteilungen ein No-Go sind, in meinem Fall waren die Umwege sehr bereichernd und stellen für meine berufliche Tätigkeit sicher auch einen Mehrwert dar. Kommunikation ist immer auch eine empathische Leistung: Mit welchen Themen erreiche ich eine Zielgruppe? Wie muss eine Botschaft aufbereitet sein, damit sie verfängt? Wer im Leben mit unterschiedlichen Menschen, Berufen und Milieus zu tun gehabt und sich nicht nur innerhalb einer einzigen Bubble aufgehalten hat, kann auf solche Fragen nach meiner Überzeugung flexiblere Antworten geben.
Du bist überzeugter „Denker“! Welchen Einfluss hatte dein Studium an der EUV auf deine Berufswahl, vielleicht sogar auf dein Leben?
Das Studium an der EUV hat die formale, aber auch intellektuelle Voraussetzung für meinen Beruf geschaffen. Im kulturwissenschaftlichen Studium habe ich oft den Satz gehört: „Wir lernen hier zu denken“. Das habe ich damals nicht ganz ernst genommen. Erst später, im Master und auch dann im Berufsleben, habe ich verstanden, was dieser Satz bedeutet und warum er stimmt. Das Studium an der EUV hat mich in meinem Denken sehr geprägt – wie ich an Aufgaben herangehe und Ergebnisse erziele. Und darüber hinaus hat die Zeit an der EUV dazu beigetragen, mich noch mehr als Europäer zu fühlen. Ich habe während des Studiums viele Kommilitonn:innen aus den europäischen Nachbarländern kennengelernt.
Hast du eine besondere Erinnerung an dein Studium an der EUV?
Es gibt viele schöne Erinnerungen. Ich war Kapitän der Fußball-Universitätsmannschaft und habe dadurch viele Studierende aus anderen Fachrichtungen kennengelernt. Ich war im Projektteam beim Deutsch-Polnischen Theaterfestival UNITHEA. Die EUV ist überhaupt ein besonderer Ort: Ein kleiner Campus, aber darin verbirgt sich eine große Welt, denn es geht sehr international zu. Viele Studierende kommen aus Polen und anderen Ländern.