Lilly Witte, 27 und Studentin an der HNEE erinnert sich gern an ihr Freiwilliges Soziales Jahr in Perú, nahe Pucallpa.
Im folgenden Interview berichtet sie dir von ihrem Gap Year.
Das Jahr 2024 neigt sich dem Ende, es wird winterlich, gemütlich und vielleicht auch ein bisschen nachdenklich. Denn auch der Schulabschluss ist bei vielen Schüler:innen nicht mehr weit entfernt, womit sich die spannende Frage aufdrängt, was man direkt danach so treibt?
Studieren? – Oh ja, da hätten wir ganz wundervolle Hochschulen mit außergewöhnlichen Studiengängen im Land Brandenburg, die dich womöglich schon zum Wintersemester 2025/2026 in die Liga der Studierenden locken. Du willst aber erstmal „raus“ ✈️ und jobben, dich fortbilden oder einfach ins Ausland gehen? Kurz: Dich packt die Wanderlust? – Auch das geht und nennt sich, Überraschung: Gap Year. Genau um diese kleine aufregende Lücke zwischen Schule und Studium geht es hier und heute im Blog. Wir nennen dir die Chancen eines Gap Years, die Möglichkeiten und schenken dir mit einem O-Ton von Lilly, Studentin und echte Gap Year-Expertin der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde, hoffentlich ein wenig Abenteuerlust und Fernweh in der dunkleren Jahreszeit.
First of all: Das Gap Year kann eine wertvolle Phase der Selbstentdeckung, persönlichen Entwicklung und praktischen Erfahrung sein. Statt direkt ins Studium zu starten, bietet dir ein Gap Year die Chance, die Welt zu erkunden, neue Fähigkeiten zu erwerben und herauszufinden, welche beruflichen Wege dir wirklich liegen. Ein Gap Year kann eine tolle Zeit sein, um auch deine Studienwahl einzugrenzen, zugleich bietet es große Vorteile in puncto Studienvorbereitung und -qualifizierung. Die da wären:
Na? Hast du schon Lust auf „Reset“ zu drücken? Klingt alles gut, doch was genau wirst du machen, wo wirst du wohnen, wie wirst du diese Zeit verbringen und mit wem wirst du dieses Lückenjahr nach der Schule erleben? Bekannte und spannende Programme, mit welchen du ein Gap Year gestalten und zu deiner ganz eigenen Erfahrungsinsel machen kannst, stellen wir dir jetzt vor.
Viele Absolvent:innen entscheiden sich, für gemeinnützige Projekte zu arbeiten, z. B. in sozialen Einrichtungen, Tierschutzprojekten Kultur, den Medien, im Vereinssport – all das sowohl im In- und Ausland. Dies fördert das Verantwortungsbewusstsein und die sozialen Kompetenzen. Abkürzungen wie FSJ (Freiwilliges Soziales Jahr), FÖJ (Freiwilliges Ökologisches Jahr) oder BFD (Bundesfreiwilligendienst) stehen für die jeweiligen Dienste.
Ein FSJ kannst du im Alter zwischen 16 und 26 Jahre machen. Du engagierst dich ehrenamtlich in sozialen Einrichtungen wie z.B. Krankenhäusern oder Seniorenheimen. Ergänzend hast du theoretische Seminare, die dein Wissen im jeweiligen Bereich erweitern. Das FSJ dauert in der Regel zwölf Monate, mindestens jedoch sechs und höchstens 18 Monate und es startet immer am 1. August oder am 1. September eines Jahres – zumindest in Deutschland 😉. Oftmals arbeitest du sogar in Vollzeit.
Solltest du die Natur lieben und dich für Umweltthemen 🫂 begeistern, ist das FÖJ genau das Richtige für dich. Einsatzstellen können Naturschutzverbände z.B. Küstenschutzbehörden, Schulbauernhöfe, Tierpflegestationen, Naturparkzentren oder Einrichtungen der Umweltbildung sein.
👀 Der BFD hingegen löst den Zivildienst ab und kann im Unterschied zum FSJ und FÖJ, welche du auch im Ausland absolvieren kannst, nur innerhalb Deutschlands geleistet werden. Die Tätigkeitsbereiche sind ähnlich dem FSJ und FÖJ, allerdings können hier auch Aufgaben im Zivil- und Katastrophenschutz sowie in Flüchtlingseinrichtungen angenommen werden.
Lilly Witte, 27 und Studentin an der HNEE erinnert sich gern an ihr Freiwilliges Soziales Jahr in Perú, nahe Pucallpa.
Im folgenden Interview berichtet sie dir von ihrem Gap Year.
Wann genau war dein Lückenjahr?
Oh, das war schon im Jahr 2017/18 – direkt nach meinem Schulabschluss.
Wie und wo hast du dich dazu informiert?
Ich habe mich stark von meinen großen Brüdern inspirieren lassen, die beide ein Gap Year gemacht haben. Das was mein mittlerer Bruder gemacht hat, hat mir besonders gut gefallen. Wie er habe ich mich bei der Trägerorganisation Global Volunteer Services (GVS) gemeldet. Sie haben mich nicht nur an meine Einsatzorganisation vermittelt, sondern auch die vorbereitenden Seminare organisiert.
Welche Organisation hast du unterstützt und welche Tätigkeiten wurden dir übertragen?
Ich habe den Verein Indicamino e.V. unterstützt, der u. a. in Pucallpa das Zentrum „Lebenshaus“ als Anlaufpunkt für Indigene, insbesondere Frauen in schwierigen Situationen, betreibt.
Dort habe ich im Rahmen der Missionsarbeit Handarbeitsunterricht gegeben, die Kinderbetreuung übernommen aber auch die Leitung einer kleinen Kantine verantwortet. Ich hatte dreimal die Woche die Essensplanung ausgeführt und habe für 10-20 Personen gekocht.
Übrigens: Der Name „indicamino“ leitet sich von dem spanischen Begriff „indicador de camino“ ab und bedeutet auf Deutsch „Wegweiser“. Die sozialen Hilfsprojekte wie in Pucallpa zielen darauf ab, die Not in den Slums von Lima (Perú) und den Dorfgemeinschaften in den Regenwäldern von Bolivien und Perú zu lindern. Sie sind aber neben der Unterstützung der Bildung und dem Gemeindebau in den Regionen nur ein Aufgabenfeld des Vereins Indicamino e.V..
Welche Erfahrungen nimmst du aus deiner Arbeit in Perú mit?
Zum einen, wie es ist, das erste Mal in einer WG zu wohnen und miteinander auszukommen. Vor allem aber lernte ich, wie es ist Verantwortung zu bekommen, z. B. für eine Kantine und ich entdeckte, dass ich Spaß hatte zu planen, zu gestalten und dass ich darin gut bin! Klar, das hätte ich auch in Deutschland ausprobieren können, aber ich wollte den starken Kontrast nach der Schule: Ein ganz anderes Land mit seiner Kultur, seiner Sprache und seinen Menschen kennenlernen und zugleich den Alltag mit praktischer Arbeit füllen. Das war mir einfach wichtig.
Welcher war dein schönster Moment im Gap Year?
Ich denke noch sehr gerne an die Stimmung im Dorf zurück. Alle in dem Dorf kannten sich, man konnte immer einen kleinen Schwatz halten, beim Nachbarn nach einem Ei fragen, vor dem Haus wuchsen Sternfrüchte, Bananen, Mangos und Papayas, die Hühner von den Nachbarn rannten ums Haus herum. Diesen sehr familiären und ungezwungenen Austausch und die Geselligkeit habe ich sehr genossen.
Welcher war dein härtester Moment im Gap Year?
Weihnachten! An Weihnachten nicht Zuhause sein zu können – das war hart! Zwar habe ich an dem Tag nach Hause telefoniert und ein bisschen was von der gemütlichen Weihnachtsfeier und Geschenkestimmung mitbekommen, aber bei 30°C in den Tropen kommt dann doch nicht so viel Weihnachtsstimmung auf.
Wie hat deine „Auszeit von der Schule“ zu deiner Studienwahl beigetragen?
Ganz ehrlich? Es hat eher weniger zur Wahl beigetragen. Schon vor dem FSJ habe ich mir die HNEE ausgeguckt und entschieden, mich dort zu bewerben. Es war wohltuend, ein Jahr Pause vom Lernen und dem Druck in der Schule zu haben und mal was ganz anderes zu machen. Aber nach dem Jahr hatte ich dann wieder Lust zu lernen und auf neue Herausforderungen. Deshalb war das Studium dann sehr willkommen!
Welchen Studiengang hast du denn gewählt?
Erst habe ich Landschaftsnutzung und Naturschutzan der HNEEstudiert. Anschließend habe ich den Masterstudiengang Ökologische Landwirtschaft und Ernährungssysteme gewählt. Ok, ich gebe es zu, vielleicht haben meine Zeit und die Erfahrungen in Perú dann doch meine Studienwahl beeinflusst – schließlich war das Gap Year eine Megaerfahrung für mich 😉 und ich kann so ein Jahr nur jeder: jedem empfehlen!
Eine weitere Möglichkeit ein Gap Year zu verbringen, ist das Absolvieren eines Praktikums 🤓. Ein Praktikum in einem Bereich kann dir wertvolle Einblicke in die Arbeitswelt geben und dir deine Stärken und Kompetenzen aufzeigen. Nicht nur vor dem Studium, sondern auch in der Zeit zwischen dem Bachelor- und Masterstudium. Das kann in einem Unternehmen, einer Non-Profit-Organisation im In- oder Ausland sein, was dir hilft, berufliche und internationale Netzwerke aufzubauen.
Ebenso empfehlenswert ist die Teilnahme an Sprachkursen im Ausland 💬, z. B. in Spanien oder Frankreich. Das verbessert nicht nur deine Sprachkenntnisse, sondern ermöglicht dir auch das Eintauchen in die Kultur des jeweiligen Landes. Dies kann besonders hilfreich sein, wenn du ein sprachliches Studium oder eine spätere Beschäftigung in diesem Land anstrebst.
Ob Backpacking durch Südostasien, ein Roadtrip durch die USA oder ein Aufenthalt in Europa – Reisen erweitern den Horizont und fördern das Verständnis für andere Lebensweisen und Kulturen. Wird das Reisen durch begleitende Lohnarbeit beispielsweise in der Gastronomie finanziert, wird von Work & Travel 🦜gesprochen. Alternativ zum Lohn erhältst du nicht selten auch Unterkunft und Verpflegung. Das Beste daran: Du entscheidest wie lange du wo bleiben und arbeiten möchtest.