Studium Finanzbeamt*in – Hannah räumt auf mit Vorurteilen

Marco unterhält sich mit Hannah über ihre Studien- und Berufspläne. Hannah hat sich nämlich für ein duales Studium an der Fachhochschule für Finanzen in Königs Wusterhausen entschieden.

Marco hat viele Fragen: „Brauchst du da nicht eine Eins in Mathe? Musst du dann den Bürgern das Geld aus der Tasche ziehen? Ich dachte immer, dass Finanzbeamt*innen langweilige Stubenhocker sind, die nur Dienst nach Vorschrift machen…“

Hannah entgegnet: „Ach Marco, da irrst du dich aber gewaltig…“

Vorurteil 1: Finanzbeamt*innen sind langweilige Stubenhocker

Hannah hat sowohl im Studium als auch in den Praxisphasen im Finanzamt ganz andere Erfahrungen gemacht:

„Tatsächlich arbeiten in unserer Steuerverwaltung „Menschen wie du und ich“. Sie sind genauso vielfältig und bunt wie unsere Gesellschaft. Ich war selbst gespannt auf meine Kommiliton*innen und Kolleg*innen im Amt, als ich mein Studium angefangen habe. In meiner Studiengruppe und im Finanzamt habe ich dann interessante und aktive Menschen mit ganz unterschiedlichen Hobbies und Lebensläufen kennengelernt. Außerdem gibt es für Finanzbeamt*innen auch viele Bereiche im sogenannten Außendienst. Bei der Betriebsprüfung oder Steuerfahndung hockt man sowieso nicht „in der Stube“. Wer das nicht glauben mag, erkundigt sich am besten nach einem Praktikumsangebot in seinem Finanzamt, dann kann sich jeder selbst ein Bild von den Menschen, die dort arbeiten, machen.“

 

Vorurteil 2: Finanzbeamt*innen brauchen eine Eins in Mathe

Hannah hatte in Mathe keine Eins und war schon ein bisschen erleichtert, als sie merkte, dass das überhaupt nicht nötig ist.

„Selbstverständlich solltest du Spaß am Umgang mit Zahlen haben, aber komplexe Rechenaufgaben musst du nicht lösen. Es reicht völlig aus, wenn du die Grundrechenarten und Prozentrechnung kennst und mit einem Taschenrechner umgehen kannst. Im Finanzamt sind die Berechnungen dann computergestützt. Viel wichtiger als deine Mathezensur ist das Interesse an Gesetzestexten und logischen Zusammenhängen. Denn als Finanzbeamt*in arbeitest du mit Steuergesetzen und achtest darauf, dass niemand zu viel oder zu wenig Steuern zahlt. Im Außendienst ist es aber von Vorteil, wenn man Excel gut beherrscht bzw. gut zu beherrschen lernt.“

 

Vorurteil 3: Finanzbeamt*innen ziehen den Bürgern nur das Geld aus der Tasche

Niemand zahlt gern, auch Hannah nicht. Seitdem sie sich mit unserem Steuersystem beschäftigt, ist ihr aber klar geworden, dass die Steuern, die ihr vom Studiengehalt (als duale Studentin bekommt Hannah vom ersten Tag des Studiums an ein Gehalt ;-) ) abgezogen werden, für unser Gemeinwesen, also für uns alle, benötigt werden. Der öffentliche Sportplatz, den Hannah gern zum Basketballspielen benutzt, wird genauso von Steuern finanziert wie z.B. unsere Schulen, Universitäten, Feuerwehren und Straßen. Hannah hat auch gleich am Anfang ihres Studiums gelernt, dass die Steuern auf Grundlage von Steuergesetzen gerecht und gleichmäßig festgelegt werden. Deshalb zahlt Hannah auf ihr Studiengehalt auch weniger Steuern als ihr Zahnarzt. Und weil sie als ehrliche Bürgerin ihren Teil zum Gemeinwesen beiträgt, ist ihr wichtig, dass niemand Steuern hinterzieht oder sich ungesetzliche Vorteile verschafft.

 

Vorurteil 4: Finanzbeamt*innen machen nur Dienst nach Vorschrift

Hannah hat in ihrem dualen Studium zur Dipl.-Finanzwirtin (FH) schon einige Stellen im Finanzamt durchlaufen und kann mit „Dienst nach Vorschrift“ gar nichts anfangen.

„Ich habe in den verschiedenen Stellen im Finanzamt bürgerfreundliche und serviceorientierte Kolleg*innen erlebt, die mitgedacht und ihre Aufgaben engagiert erledigt haben. In unserem Studium werden wir im Fach Verwaltungs- und Selbstmanagement darauf vorbereitet, effektiv und bürgernah zu arbeiten, uns auch bei schwierigen Rechtsfragen verständlich auszudrücken und „über den eigenen Tellerrand zu schauen“. Im Finanzamt dürfen wir zwar keine Steuerberatung geben, aber natürlich beantworten wir allgemeine Fragen von Bürger*innen, klären Sachverhalte auf und machen auf Verfahrenswege aufmerksam.“

 

Marco ist baff: „Weißt du Hannah, dein Studiengang ist richtig interessant. Dass du im Finanzamt eigentlich für uns alle etwas Sinnvolles und Wichtiges machst, war mir noch gar nicht bewusst. Aber es lohnt sich eben immer, genauer hinzuschauen!“